#FreeTheMoria6 – Nach dem Feuer im Moria Camp: Aufruf zu einem fairen und transparenten Prozess für die angeklagten Moria6 auf der Grundlage der Unschuldsvermutung
—————————————————————-
Statement auf Englisch, Griechisch, Deutsch, Farsi, Französisch, Italienisch, Spanisch: https://freethemoria6.noblogs.org/
Am 11. Juni 2021 findet auf der griechischen Insell Chios der Prozess gegen vier der sechs jugendlichen Migranten statt, die beschuldigt werden, das Moria Camp auf der Nachbarinsel Lesbos niedergebrannt zu haben.
Menschenrechtsorganisationen, NGOs und Aktivisten haben sich zusammengeschlossen, um in einer gemeinsamen Erklärung ihre tiefe Besorgnis gegen den bevorstehenden Prozess zum Ausdruck zu bringen. Sie betonen, dass das Recht der Angeklagten auf einen fairen und gerechten Prozess, basierend auf der Unschuldsvermutung, nicht gewährleistet ist und die vier Migranten stattdessen zu Sündenböcken für die unmenschliche EU-Migrationspolitik gemacht werden.
Die Gruppen betonen, dass die sechs jugendlichen Migranten vom Zeitpunkt ihrer Verhaftung an und vor jedem ordentlichen Gerichtsverfahren der Öffentlichkeit als die Schuldigen präsentiert wurden. Zwei mitangeklagte Minderjährige wurden bereits im März zu Gefängnisstrafen verurteilt, trotz mangelnder Beweise und eines von Unregelmäßigkeiten durchzogenen Prozesses.
Wir stehen in Solidarität mit den Moria 6 & gegen das tödliche europäische Grenzregime!
Gruppen und Organisationen, die den Aufruf unterschreiben wollen, schicken bitte bis spätestens 5. Juni 2021 eine E-Mail an freethemoria6@riseup.net.
Individuen bitte auch bei https://www.change.org/FreeTheMoria6 unterschreiben!
Zensur brechen: Wer sind die Fluggesellschaften, die Sammelabschiebungen durchführen?
Seit 2020 zensiert die Bundesregierung Fluggesellschaften, die für Abschiebungen genutzt werden [1]. Bisher wurden diese Informationen in parlamentarischen Anfragen immer angegeben. Dementgegen erhielt die Partei Die Linke auf ihre aktuelle Kleine Anfrage folgende Antwort: „Eine Veröffentlichung der Fluggesellschaften […] kann sich gegebenenfalls negativ auf die Wahrnehmung dieser Fluggesellschaften in der Öffentlichkeit auswirken. Eine öffentliche Benennung der Fluggesellschaften, die Rückführungsflüge anbieten, birgt die Gefahr, dass diese Unternehmen öffentlicher Kritik ausgesetzt werden und in der Folge für die Beförderung von ausreisepflichtigen Personen in die Heimatländer nicht mehr zur Verfügung stehen“ [1 (Seite 9)].
Wir als No Border Assembly lehnen diese Argumentation nicht nur vehement ab, sondern brechen auch ihre Zensur!
Heute veröffentlichen wir die Fluggesellschaften, die im Jahr 2020 Charterabschiebungen durchgeführt haben. Mit Hilfe des Flightradar-Trackings ist es für jede Person möglich, die Bewegungen von Flugzeugen zu verfolgen [2]. Wir haben alle europäischen Charterfluggesellschaften verfolgt und konnten aufgrund von bestimmten Mustern eine fast vollständige Liste mit den Fluggesellschaften erstellen, die im Jahr 2020 Abschiebungen durchgeführt haben. Es gab 112 Sammelabschiebe-Charterflüge im Jahr 2020 [1(Seite 21)]. 112 Mal wurde ein ganzes Flugzeug angemietet, um Menschen abzuschieben. 112 Mal gab es deutschlandweit nächtliche Polizeirazzien und gefüllte Abschiebegefängnisse. Wir konnten bei 111 von 112 Flügen nachverfolgen [3 (beigefügt)], welche Fluggesellschaft dafür bezahlt wurde, diese rassistische Gewalt auszuüben.
-> Bearbeitete und unzensierte Fassung der Kleinen Anfrage:
https://noborderassembly.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1214/2021/05/Zensur-Brechen-Fluggesellschaften_Sammelabschiebungen-2020.png-> Vollständige Liste der No Border Assembly’s Tracking von Sammelabschiebungen 2020:
https://noborderassembly.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1214/2021/05/Flightradar-Tracking_Sammelabschiebungen2020.pdf
->Beiträge auf Twitter & Facebook – Ihr seid herzlich eingeladen zu teilen!
Hier ist die Liste mit den größten Charter-Abschiebe-Profiteuren in Deutschland im Jahr 2020, die die Regierung verzweifelt versucht zu verstecken:
Enter Air – 28 Charterflüge Sundair – 17 Charterflüge Privilege Style – 13 Charterflüge Titan Airways – 11 Charterflüge Georgian Airways – 11 Charterflüge Alba Star – 9 Charterflüge Corendon Airlines – 7 Charterflüge Danish Air Transport – 5 Charterflüge
Enter Air ist Deutschlands beliebteste Abschiebe-Airline. In folgende Länder hat Enter Air im Jahr 2020 und im bisherigen Jahr 2021 abgeschoben: Ghana, Ukraine, Albanien, Moldova, Libanon, Senegal, Georgien, Serbien, Nord-Mazedonien, Irak, Kosovo. Die Büros von Enter Air befinden sich in Polen und der Hauptaktionär des Unternehmens ist ein in Malta registrierter Investmentfonds. Der zweitgrößte Anteilseigner ist die riesige internationale Finanzgesellschaft ING.
Der größte in Deutschland ansässige Charter-Abschiebe-Profiteur im Jahr 2020 war Sundair, ein Unternehmen im Besitz und unter der Leitung von Marcos Rossello. Sundair hat im Jahr 2020 und 2021 nach Tunesien, Aserbaidschan, Libanon, Albanien, Moldawien, Bosnien-Herzegowina, Ukraine und Armenien abgeschoben. Ihre Flugzeuge fliegen in der Regel deutsche Staatsangehörige zu ihren Urlaubszielen in Mallorca und Griechenland. Es wäre interessant zu wissen, was die Urlauber*innen über die Komplizenschaft von Sundair mit Abschiebungen denken.
Eine weitere Fluggesellschaft, die besonders zu erwähnen ist, ist Privilege Style. Seit 2020 fanden alle Abschiebe-Charterflüge von Deutschland nach Afghanistan mit einer Maschine der spanischen Charterfluggesellschaft statt. Privilege Style rühmt sich damit, die Charterfluggesellschaft der letzten Instanz zu sein: Wenn keine andere Fluggesellschaft den Job übernimmt, tun sie es. Das schließt auch den Transport von Menschen in Kriegsgebiete während einer Pandemie ein. Das Honorar von Privilege Style für eine Charter-Abschiebung nach Afghanistan beträgt rund 340.000 EUR. Neben Abschiebeflügen bietet Privilege Style auch Transporte für Fußballspieler an (insbesondere für die spanischen Fußballmannschaften FC Sevilla und Atletico Madrid). Diese Fußballvereine setzen sich angeblich gegen Rassismus ein, sehen aber kein Problem darin, die Dienste eines notorischen Abschiebeprofiteurs in Anspruch zu nehmen. Privilege Style hat seit 2020 alle Abschiebeflüge nach Afghanistan durchgeführt, doch sie haben auch Abschiebungen nach Nigeria, Moldova, Serbien, Nord-Mazedonien, Pakistan, Albanien, Kosovo und Bangladesch durchgeführt.
No Border Assembly verfolgte mehr als die 112 gelisteten Charterabschiebungen in der Kleinen Anfrage [4]. Die Linke hat eine Anfrage eingereicht, in der sie sich erkundigt, warum die weiteren Abschiebungen nicht enthalten sind. Die Antwort war, dass ihre Liste nur Charter-Abschiebungen von 5 oder mehr abgeschobenen Personen enthielt. Die 2 zusätzlichen Charterabschiebungen, die wir gemeldet haben, hatten nur 2 Personen an Bord. Die durchschnittlichen Kosten der 3 gemeldeten Charterflüge nach Nigeria im Jahr 2020 betrugen 207.384 EUR. Das bedeutet, dass am 12. November 2020 ein ganzer Airbus A330 mit 277 Sitzplätzen für die Abschiebung von 2 Personen nach Nigeria bei vermutlichen Kosten von mehr als 100.000 EUR pro Person gemietet wurde.
Ebenfalls nicht in der Antwort auf die Kleine Anfrage enthalten waren 23 Charterabschiebungen vom Flughafen Karlsruhe Baden-Baden aus dem Jahr 2020. Die Nachfrage ergab, dass diese nicht enthalten waren, weil diese Abschiebeflüge von Baden-Württemberg ohne Beteiligung der Bundespolizei organisiert wurden. No Border Assembly hat auch diese 23 Flüge, die alle mit der Fluggesellschaft Bulgaria Air durchgeführt wurden, verfolgt. Die Sondervereinbarung zwischen Bulgaria Air und Baden-Württemberg muss jedoch noch aufgedeckt werden. Frühere Kleine Anfragen haben ergeben, dass bei diesen Abschiebeflügen von Bulgaria Air keine deutschen Polizeikräfte an Bord waren, sondern ein privater Sicherheitsdienst der Fluggesellschaft. Von Karlsruhe Baden-Baden hat Bulgaria Air nach Albanien, Georgien, Serbien, Nord-Mazedonien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina und Montenegro abgeschoben.
Wir fordern vom Staat volle Transparenz. Wir möchten wissen, zu welchem Zeitpunkt jede einzelne Abschiebung stattgefunden hat und welche Fluggesellschaften von diesem rassistischen System profitieren. Ihre Angst vor Protesten ist kein Grund, diese Informationen zu zensieren. Die Tatsache, dass sie diese Informationen geheim halten, zeigt, dass unser Protest funktioniert. Dass wir ihre Zensur brechen, bedeutet, dass wir gegen diese Unternehmen heftiger denn je protestieren können! Lasst uns alle fordern, dass diese Fluggesellschaften einen klaren und öffentlichen Standpunkt gegen Rassismus einnehmen und ihre Zusammenarbeit mit Abschiebungen beenden!
Online Veranstaltung Donnerstag 27.5. um 20 Uhr: Hier ist was faul ? Abschiebehaft in Deutschland
Hier ist was faul ? Abschiebehaft in Deutschland. Haft ohne
Verbrechen.
/Online Veranstaltung am Donnerstag, 27. Mai um 20:00 Uhr/
Vor zwei Jahren wurde die Abschiebehaft in Deutschland 100 Jahre alt.
Damit werden in Deutschland seit 102 Jahren Menschen ohne Verurteilung
inhaftiert und ihrer Freiheit beraubt. Mit dem Hau-Ab-Gesetz wurde die
Abschiebehaft 2019 massiv verschärft und ausgeweitet. Derzeit gibt es in
Bayern drei Abschiebehaftanstalten: Eichstätt, Erding und Flughafen
München. Zwei weitere Anstalten sind in Planung. In Abschiebehaft werden
Geflüchtete zu Strafgefangenen ohne Straftat. Heute wie vor 102 Jahren
beraubt der bayerische Staat immer mehr Menschen der eigenen Freiheit.
Hier ist doch was faul? Dieser Frage wird der Bayerische Flüchtlingsrat
in Kooperation mit dem Bellevue di Monaco in einer Podiumsdiskussion
nachgehen.
/Eingeladen sind:/
*Peter Fahlbusch* (Rechtsanwalt)
*Henrike Theling* (Aktionsbündnis gegen Abschiebehaft Eichstätt)
*Zahra Yousefi* (ehemalige Inhaftierte in Eichstätt)
Moderation: *Tabea Danner* und *Agnes Andrae *(Bayerischer Flüchtlingsrat)
Livestream unter www.bellevuedimonaco.de/live
/In der Reihe Bellevue Heimatministerium fragt das Bellevue di Monaco
nach den Auswirkungen der neuen deutschen Heimatpolitik bei Betroffenen
und Aktiven in der Flüchtlingspolitik./
Weitere Infos findet ihr hier:
https://www.facebook.com/events/220668312723887 oder hier:
https://bellevuedimonaco.de/veranstaltung/bellevue-heimatministerium-abschiebehaft/
Aufruf „Schutz für die, die Schutz suchen – Nur in der eigenen Wohnung!“
Bundesweites Bündnis Lager-Watch geht mit Aufruf „Schutz für die, die Schutz suchen – Nur in der eigenen Wohnung!“ zum Tag des Grundgesetzes online
Bundesweit 48 erstunterzeichnende Gruppen
Am Tag des Grundgesetzes wird wieder einmal die Unveräußerlichkeit bestimmter Grundrechte gefeiert. Die Realität in deutschen Aufnahmelagern von Geflüchteten ist eine andere. Genau dort, wo Grundrechte am dringendsten greifen sollten – zum Schutz von Schutzsuchenden – werden sie systematisch ausgesetzt. Bis zu 18 Monaten und darüber hinaus erhalten die Geflüchteten ausschließlich Sachleistungen und können zu Arbeitsgelegenheiten zu 80ct/h verpflichtet werden. Ein- und Ausgangskontrollen, regelmäßige Zimmerdurchsuchungen durch Securitys und Polizei, Verbot von politischer Betätigung sowie Besuchsverbote kennzeichnen den Alltag in solchen Einrichtungen. Diese Grundrechtsverletzungen sind vielerorts in rechtswidrigen Hausordnungen festgehalten, die ohne gesetzliche Grundlage erstellt wurden. Bundesweit existieren keine konkreten Mindeststandards für Aufnahmeeinrichtungen. Dies führt zu nahezu rechtsfreien Räumen, in denen die Geflüchteten der Willkür der Betreiber ausgesetzt sind. Als Lager-Watch Bündnis verurteilen wir diese rassistische Politik, Menschen systematisch aufgrund ihrer Herkunft und ihres Aufenthaltsstatus zu isolieren. Zimmer in Sammellagern sind keine Hafträume. Geflüchteten muss ein eigener Wohn- und Lebensbereich zustehen. Wir fordern die Aufwertung der rechtlichen Stellung von Geflüchteten in Aufnahmelagern. Als Bündnis setzen wir uns für die Einrichtung unabhängiger Beschwerdestellen, die Etablierung von wirksamen Gewaltschutzkonzepten sowie effektiven Kontrollmechanismen unter anderem durch ein Verbandsklagerecht ein. Wir sagen klar: Lager abschaffen! Alle Menschen haben ein Recht auf Wohnung, gleich welchen Aufenthaltsstatus sie haben!
Hier die Pressemitteilung.
Aufruf und Erstunterzeichnende: www.lager-watch.org
Unterschreib den Aufruf – Mail an: info@aktionbleiberecht.de
Teile den Aufruf: FACEBOOK-LINK EINFÜGEN
Kommt zum nächsten Vernetzungstreffen am 29. Mai – Anmeldung per Mail an: info@aktionbleiberecht.de
+++ DEMONSTRATION +++ HEUTE 18 UHR +++ CHRISTUSKIRCHE
Wir sind voller Trauer und Wut auf die menschenverachtende Abschiebepraxis, die heute morgen erneut gewaltsam dafür gesorgt hat, dass viele Menschen gegen ihren Willen aus ihrem Leben gerissen wurden und nun einer unsicheren Zukunft entgegenblicken. Die vielen Eindrücke am Flughafen Langenhagen stecken uns noch tief in den Knochen und hinterlassen ein dumpfes Gefühl der Ohnmacht. Genau diesem Gefühl der Ohnmacht wollen wir uns nicht einfach ergeben! Es liegt an uns, die wir heute wieder wohlbehalten in unser Zuhause rückkehren konnten und nicht gezwungen wurden in den Flieger zu steigen, dieser rassistischen Abschiebepraxis ein Ende zu bereiten!
Wir machen weiter! Kommt heute Abend um 18 Uhr mit uns auf die Straße und lasst uns gemeinsam und entschlossen durch die Innenstadt ziehen. Zeigen wir, dass dieser unerträgliche Normalzustand für uns nicht hinnehmbar ist!
+++ 25 STUNDEN MAHNWACHE GEGEN JEDE ABSCHIEBUNG! +++
Protest gegen die Sammelabschiebung nach Pakistan
18.05 Flughafen Langenhafen vor dem Terminal D. Kommt um 11 Uhr vormittags zur Mahnwache
+++ ACHTET AUF AKTUELLE INFORMATIONEN +++
Trotz Corona Pandemie und Warnungen zahlreicher Flüchtlingsräte will Niedersachsen am 18.05. Menschen nach Pakistan abschieben. Während auf der einen Seite Menschen dazu aufgefordert werden Zuhause zu bleiben, schiebt Deutschland Schutzsuchende seit Sommer letzten Jahres wieder vermehrt ab. Seit November fanden monatlich um die 15 Sammelabschiebungen aus Deutschland statt. Dabei scheint egal zu sein, wie lebensbedrohlich die Situation für die abgeschobenen Menschen in ihren sogenannten Herkunftsländern ist.
Wir lassen nicht zu, dass vom Langenhagener Flughafen weiterhin Menschen heimlich ohne jede Öffentlichkeit abgeschoben werden. Daher werden wir ab dem 17.05. um 23:00 mit einer 25 Stunden Mahnwache vor Ort sein. Kommt nach derzeitigem Stand am 18.05. um 11 Uhr vormittags zur Mahnwache. Dieser Zeitpunkt kann sich noch ändern! Achtet auf aktuelle Informationen! Bitte denkt während der gesamten Versammlung an das Tragen einer medizinischen Maske (FFP2 Maske, OP-Maske oder gleichwertige Maske) und an das Einhalten der Mindestabstände!
Wir wollen komplette Bewegungsfreiheit und ein Bleiberecht für alle, gleiche Rechte und Gerechtigkeit: keine Grenzen, keine Abschiebungen! Nieder mit der mörderischen Abschiebemaschinerie!
Demo 11.05.21 Hannah-Arendt-Platz
Trotz Corona Pandemie und Warnungen zahlreicher Flüchtlingsräte, will Niedersachsen am 18.05. Menschen nach Pakistan abschieben. Während auf der einen Seite Menschen dazu aufgefordert werden Zuhause zu bleiben, schiebt Deutschland Schutzsuchende seit Sommer letzten Jahres wieder vermehrt ab. Seit November fanden monatlich um die 15 Sammelabschiebungen aus Deutschland statt. Dabei scheint egal zu sein, wie lebensbedrohlich die Situation für die abgeschobenen Menschen in ihren sog. Herkunftsländern ist.
Wir stellen uns der mörderischen Abschiebepraxis entgegen. Wir lassen nicht zu, dass in Hannover weiterhin heimlich ohne jede Öffentlichkeit abgeschoben wird. Lasst uns das am Dienstag um 15:30 vor dem Landtag und später dem Innenministerium den Verantwortlichen klar machen. Wir wollen komplette Bewegungsfreiheit und ein Bleiberecht für alle, gleiche Rechte und Gerechtigkeit: keine Grenzen, keine Abschiebungen!

AM 1. MAI FÜR GRENZENLOSE SOLIDARITÄT GEMEINSAM AUF DIE STRASSE!
1. Mai 2021 um 18:00 Uhr am Weißekreuzplatz in Hannover
Seit mehr als einem Jahr befindet sich die Welt im Ausnahmezustand. Viel wurde seither darüber geredet, dass „wir alle“ gleichermaßen betroffensind und jetzt alle solidarisch zusammenstehen müssen. Aber wie sieht es mit der vielfach gepriesenen Solidarität nach einem Jahr Corona in der Praxis aus?
Manche Menschen waren und sind von der Pandemie besonders betroffen, aber auch nach einem Jahr Corona hat sich an ihrer Situation nichts geändert. Die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte sind nach wie vor katastrophal und die Situation spitzt sich weiterhin zu. Wohnungslose können sich auf der Straße kaum vor der Krankheit schützen, während Hotels und Häuser leer stehen. Kommt es einmal zu einer Besetzung, wie im Dezember 2020 hier in Hannover, lässt die Stadt binnen weniger Stunden räumen.
Besonders stark betroffen sind auch Geflüchtete, sowohl hier als ganz besonders auch an den europäischen Außengrenzen:- Noch immer werden die Lager auf den griechischen Inseln nicht evakuiert, obwohl die katastrophale Situation dort seit langem bekannt ist.- Die zivile Seenotrettung wird massiv behindert bis unmöglich gemacht. – Menschen, die es zunächst hierher geschafft haben, werden nicht nur massiv rassistisch angefeindet, sondern teils unter Einsatz roher Gewalt abgeschoben. Trotz Pandemie finden bereits seit Juli 2020 wieder Sammelabschiebungen statt. Im März diesen Jahres wurden vom Flughafen Hannover-Langenhagen und damit unter Beteiligung der niedersächsischen Landesregierung 26 Menschen nach Afghanistan abgeschoben, laut GlobalPeace Index 2020 das gefährlichste Land der Welt. Das ist der rassistische Normalzustand in unserer Gesellschaft. Ein ernsthafter Wille hieran etwas zu ändern: nicht erkennbar.
Im Gegenteil: Nahezu täglich werden neue Fälle von Rechtsradikalen bei Polizei und Bundeswehr aufgedeckt und die rassistische AfD bereitet ihren Bundestagswahlkampf unter dem Wahlslogan „Deutschland, aber normal“ vor um vor Verfassungsschutz und sog. „bürgerlicher Mitte“ ihre rechtsradikalen Ziele sprachlich zu verharmlosen.
Deshalb schließen wir uns der Demonstration zum 1. Mai 2021 um 18:00 Uhr am Weißekreuzplatz in Hannover an. Achtet dort auf die Einhaltung des Mindestabstandes und tragt Masken. Kommt in den orangen Seebrücke-Block und lasst uns gemeinsam für grenzenlose Solidarität auf die Straße gehen.
Lesbos-Infoveranstaltung und Die Falle – Theater von und mit Riadh Ben Ammar
Liebe Freund*innen,
hiermit möchten wir euch ganz herzlich zu zwei Online-Veranstaltungen einladen:
Am 4. Mai um 19.30 Uhr informieren Aktivistinnen über die aktuelle Situation auf Lesbos.
Am 10. Mai um 20 Uhr führt Riadh Ben Ammar live sein Theaterstück „Die Falle“ auf.
Veranstaltung zur aktuellen Situation auf Lesbos
Wie ist die Situation auf Lesbos jetzt, mehr als ein halbes Jahr nach dem katastrophalen Brand im Camp Moria? Tausende Menschen harren noch immer vor Ort aus, Deutschland hat die Aufnahmen erst mal gestoppt. Was kann Mensch tun?
Wir, drei Frauen aus Hannover und aktiv bei Hannover Solidarisch, waren selbst lange auf Lesbos. Wir berichten über die Situation und unsere Erfahrungen. Wir wollen auch zeigen, wie selbstorganisierte Gruppen aus geflüchteten und nicht geflüchteten Menschen gemeinsam versuchen der katastrophalen Situationen etwas entgegenzusetzten.
Dazu werden anwesend sein:
- Anne Speltz, Fotografin, hat mit Refocus Media Lab Fotoworkshops mit Geflüchteten gestaltet. Sie berichtet von ihren Eindrücken, die sie durch die fotografische Arbeit und dem täglichen Kontakt zu den Menschen bekommen hat.
- Kiara Weisbrod aktiv bei der No Border Kitchen (NBK) Lesbos und bei WISH (Woman in Solidarity House) erläutert die Arbeit des antirassistischen und feministischen Projekts, in dem insbesondere Frauen unterstützt werden
- Oda Becker aktiv bei der NBK Lesbos und der Kampagne „You can´t evict Solidarity“ thematisiert u.a. die Situation der Asylverfahren und die Repressionen gegen die Geflüchteten, wie die willkürliche Verhaftung von 6 Jugendlichen nach dem Brand am 8. September 2020.
Dienstag, 4. Mai um 19:30 Uhr bis max. 21:00 Uhr. Zugang über Zoom (App herunterladen oder auf zoom.us auf „einem Meeting beitreten klicken), Meeting-ID: 920 6752 9073, Code: 632524.
_______________________________________________________________
Die Falle. Online-Theater live von und mit Riadh Ben Ammar
Das Theaterstück ist eine Geschichte über die geschlossene EU-Außengrenze und ihre Missverständnisse. Man kann nicht an der Küste leben, ohne die andere Seite wenigstens einmal gesehen zu haben. In Tanger, Algier oder Tunis sitzen selbst die Katzen im Hafen und schauen auf die andere Seite. Alle wollen dahin. Die meisten träumen davon… Die jungen Leute, die es schaffen in Europa zu landen, versuchen alles, um nicht wieder mit leeren Händen zurückzukehren. Illegalität, Kriminalität und die ständige Angst abgeschoben zu werden sind ihr Alltag. Für das Recht auf Bewegungsfreiheit! Betrüger*innen? Dann lass uns darüber reden!
Montag, 10. Mai um 20 Uhr. Zugang über Zoom (ab 19.45 Uhr): Meeting-ID eingeben: 916 5007 0734, Code: 413091
_______________________________________________________________
Für beide Veranstaltungen bitte wir statt Eintritt um Spenden an zwei Projekte auf Lesbos:
No border kitchen (NBK) und/oder Women in Solidarity House (WISH)
Verwendungszweck: just people (Verwendungszweck beachten!)
Kontoinhaber*in: VVN/BdA Hannover
Verwendungszweck: just people
Bank: Postbank Hannover
IBAN: DE67 250 100 3000 4086 1305
Wir freuen uns auf euch!
Solinet Hannover
Seebrücke Hannover
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
Fragen (zu Zugang o.ä.) an Solinet: solinet_hannover@riseup.net

Rede Solinet, Demo für solidarischen Lockdown, 10.04.2021 in Hannover
Amnesty international hat in seinem am Mittwoch veröffentlichten jüngsten Menschenrechtsbericht darauf hingewiesen, dass autoritäre Regime die Corona-Pandemie nutzen, um gegen Oppositionelle vorzugehen und die Repression zu verstärken. Aber auch in Staaten mit bürgerlichen Demokratien wie Deutschland oder anderen EU-Staaten müssen wir uns fortschreitender Entrechtungen und Repression entgegenstellen. Dass Widerstand von Links, aus einer aufgeklärten Position nötig ist, wird immer offensichtlicher. Wir dürfen das Feld nicht den Corona-Leugner_innen mit ihren antisemitischen Verschwörungstheorien überlassen, die ihre Privilegien verteidigen wollen. Wir müssen uns mit denen solidarisch zeigen, deren Rechte während dieser Pandemie besonders beschnitten werden. Dazu gehören in Deutschland und im gesamten Europa Schutz suchende Menschen, Geflüchtete.
Es ist bemerkenswert, dass trotz aller Einschränkungen und Gefahren durch die Corona-Pandemie die Bundesregierung und die einzelnen Bundesländer enorme Anstrengungen darauf verwenden, Abschiebungen um nahezu jeden Preis fortzuführen, als wären sie von sog. Systemrelevanz. Vermutlich sind sie das auch in den Augen vieler politisch Verantwortlicher, denn es geht bei den Abschiebungen ja nicht zuletzt um die Sicherung einer bestimmten Staatsräson: Es soll selbst in Krisenzeiten demonstriert werden, dass der Staat absolute Kontrolle über die Menschen hat, die sich auf seinem Gebiet aufhalten. Außerdem lässt sich an den zur Bedrohung aufgebauten Schutz suchenden Menschen wunderbar eine repressive Politik ausüben, die das Bedürfnis bei den immer lauter werdenden autoritär gesonnenen Menschen nach befriedigt.
So werden selbst nach Afghanistan mit zunehmender Regelmäßigkeit die Abschiebungen fortgesetzt. Erst vergangenen Mittwoch fand eine Sammelabschiebung vom Flughafen Berlin statt. Und bereits Anfang März hatte die niedersächsische Landesregierung eine Sammelabschiebung von Hannover aus organisiert. Abschiebungen in ein Land, in dem die Sicherheitslage sich kontinuierlich verschlechtert und das nun von der Corona-Pandemie ganz besonders getroffen ist. Aber humanitäre Aspekte sind nicht der Maßstab deutscher Flüchtlingspolitik.
Das gilt aber genauso für die europäische Ebene:
Deutschland hatte bis Ende letzten Jahres die Ratspräsidentschaft in der EU inne und hatte nichts besseres zu tun, als in einem Resümee seiner Ratspräsidentschaft zu beklagen, dass angesichts der Corona-Pandemie die Abschiebungen nicht in dem Ausmaß stattgefunden hatten, wie in den Jahren zuvor. In dem Papier wird zudem beklagt, dass Abschiebegefangene aus der Haft entlassen werden mussten, weil auf Grund der Corona-Pandemie nicht klar war, ob ihre Abschiebung zeitnah durchgeführt werden konnte. Die Bundesregierung fordert entsprechend in diesem Papier neue, nicht zuletzt digitale Strategien sowie jenseits von Haft andere Zwangsmaßnahmen, um Abschiebungen zu forcieren. Zudem sollen den Drittstaaten deutliche Signale gegeben werden, dass sie auch in Krisenzeiten Abgeschobene aufnehmen sollen. Dass das nichts anderes heißt als Zuckerbrot und Peitsche für von der EU abhängige Staaten, dürfte klar sein. Darüber hinaus fordert die Bundesregierung, dass Staaten, in denen Abschiebungen scheitern, weil Menschen sich nicht auf Covid-19 testen lassen wollen, Gesetze implementieren, die Zwangstests zulassen. Die ehemalige Ratspräsidentschaft lässt auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen auch in Hinblick auf Zeiten nach der Pandemie für eine Steigerung der Abschiebezahlen sorgen sollen.
Wie wenig Gesundheit und Rechte Schutz suchender Menschen gelten, stellt sich an den Außengrenzen der EU besonders dramatisch dar (siehe z.B. Pro Asyl): Schutz suchende Menschen sind sich selbst überlassen, sei es vor den Grenzen der EU auf dem Westbalkan oder in den sog. Hotspots innerhalb der EU, z.B. in den Lagern auf den griechischen Inseln.
Hier leben Menschen eingesperrt auf engem Raum, in ohnehin elenden Verhältnissen, unter denen Hygienemaßnahmen kaum umgesetzt werden können. Sie sind dem Corona-Virus weitgehend schutzlos ausgeliefert und erhalten keine oder nur ganz notdürftige Gesundheitsversorgung.
Aber auch in Deutschland ist die Situation von Geflüchteten besonders dramatisch und bedrohlich:
Eine Studie des Kompetenznetz Public Health zu Covid-19 stellt fest, dass Migrant_innen in Deutschland häufiger an Covid-19 erkranken und sterben, dabei jedoch seltener in Krankenhäuser eingewiesen werden.
Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass die enge Unterbringung in Sammelunterkünften und Aufnahmelagern sowie die prekären Arbeitsverhältnisse, in denen sich insbesondere Geflüchtete befinden, ein besonders hohes Infektionsrisiko bergen.
Die Beispiele sind zahlreich, in denen Geflüchtete in Lagern oder Sammelunterkünften undifferenziert unter Quarantäne gestellt werden; teilweise sind Menschen über viele Wochen in einer regelrechten Kettenquarantäne. Durch die beengende Kollektivquarantäne sind sie dann dabei einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.
Geflüchtete werden aber auf der anderen Seite oftmals nicht oder nur unzureichend informiert und aufgeklärt. Und auch sonst scheint ihr Schutz erst einmal zweitrangig zu sein. So ist in Niedersachsen bisher noch nicht geklärt, wie die Impfungen von Geflüchteten in Gemeinschaftsunterkünften und Lagern umgesetzt werden sollen.
Und auf dem Arbeitsmarkt sind Geflüchtete ebenfalls härter von der Corona-Pandemie getroffen als andere Arbeitnehmer_innen. Weil sie sich sehr häufig in prekären Beschäftigungsverhältnissen wie z.B. Leiharbeit und in der Gastronomie befinden, sind sie auch besonders stark vom Verlust ihres Arbeitsplatzes betroffen. In diesen Beschäftigungsverhältnissen ist zudem die Infektionsgefahr oftmals besonders hoch. Hinzu kommt, dass die Ausländerbehörden derzeit oftmals nicht in der Lage sind, Aufenthaltspapiere und Beschäftigungserlaubnisse zeitnah zu verlängern, so dass auch deshalb etliche Geflüchtete ihre Arbeit verlieren, was in einzelnen Fällen wiederum zur Folge hat, dass der Verlust der Wohnung droht.
Während also Geflüchtete undifferenziert und leichtfertig eingesperrt werden oder sie ihre prekäre Arbeit verlieren und sie Angst vor dem Verlust ihrer Wohnung haben müssen, stehen die Unternehmen bei der Bundesregierung auf der Matte und fordern neben Geld weitere Lockerungen, damit die Produktion wieder auf vollen Touren laufen kann, ohne Rücksicht auf irgendjemandes Gesundheit, während sie aber gleichzeitig kaum bereit sind, ihre Arbeiter_innen mit Corona-Tests vor Infektionen zu schützen. Und in den Krankenhäusern wird die Situation immer dramatischer und das Sterben geht weiter. Es werden schwer Erkrankte und Tote einkalkuliert, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Kaum wurde auch für uns im globalen Norden der Zynismus dieser Gesellschaftsordnung greifbarer, als jetzt zu Zeiten der Pandemie.
Dieses Gesellschaftssystems hat nicht die Bedürfnisbefriedigung und die Rechte aller Menschen als Maßstab, sondern kapitalistische Verwertungsinteressen. Selbst das grundlegende Recht auf ein unversehrtes Leben gilt für eine ständig steigende Zahl von Menschen nicht mehr. Die Rechte Schutz suchender Menschen scheinen dabei mit an letzter Stelle zu stehen.
Wir brauchen nicht noch mehr Repression gegen die gesellschaftlich Benachteiligten, während gleichzeitig die Privilegien Weniger und Profitinteressen bedingungslos verteidigt werden.
Wir brauchen einen solidarischer Lockdown, mit dem Ziel, die Gesundheit aller in gleichem Maße zu schützen.
Wir brauchen eine solidarische Gesellschaft, statt Kapitalismus!
Leave no one behind!