Keine Ruhe der AFD

Keine Ruhe der AfD – am 5. März will die AfD erneut eine Kundgebung unter dem Motto „Gesund ohne Zwang“ am Platz der Göttinger Sieben abhalten. Ganz der „Freiheit“ verpflichtet suchen sie dabei weiterhin den Schulterschluss mit Querdenkern und co. – Nicht mit uns! Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus bedeuten alles andere als Freiheit – Lasst uns den Feinden der befreiten Gesellschaft entgegentreten!

Die Forderung zur Rückkehr zur „Normalität“ und der Wunsch nach „Freiheit“ sind schlicht die noch autoritärere Auflösung der pandemischen Lage, des ohnehin schon autoritären Krisenmanagements des Staates. Was in diesen gut klingenden Worten steckt, ist die Inkaufnahme von zig weiteren Toten und die Rückkehr zum kapitalistischen Normalbetrieb. Die menschenfeindliche Ideologie entlädt sich dabei vor allem bei denen, die der Freiheit der AfD zum Opfer fallen würden, jenen, die von den Schäden des Virus am ehesten Betroffen wären – Alte Menschen, kranke Menschen, Menschen aus prekären Verhältnissen und beengten Wohnsituationen, marginalisierte Menschen. Menschen also, die im Freiheitsgerede der AfD nicht vorkommen, weil sie unter kapitalistischen Vorzeichen als wertlos erscheinen und deren Krankheit und Tod keine Rolle spielen. Schließlich könnten die Marginalisierten ja dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden.

Im Visier der AfD stehen dabei vor allem migrantische Menschen. Stephan Bothe, AfD Abgeordneter des Landkreis Lüneburg und Organisator der AfD Demos der letzten Monate, weist immer wieder in rassistischen Hetztiraden auf Facebook und anderen Plattformen auf die vermeintlich verfehlte Einwanderungspolitik hin. Gegen Bothe läuft aktuell ein Parteiausschlussverfahren, weil er im Februar 2021 an einem geheimen Treffen zur Neugründung des sogenannten Flügels, eine völkisch, rechtsextreme Splittergruppe der AfD, teilgenommen haben soll.

Das was Bothe und seine Freunde auszeichnet sind seine paranoiden Wahnvorstellungen, er glaubt von einer „Antifa-Sekte“ regiert zu werden, weil die SPD Politikerin Nancy Fraeser in einem „antifa“ Magazin einen Beitrag veröffentlicht hat. Tatsächlich ist die Machtkonstellation eine ganz andere. Erst vor einem Jahr schwadronierte der niedersächsische Innenminister der SPD, Boris Pistorius, von einem Verbot der „Antifa“, auf die Worte folgen nun Taten: Antifas werden mit Repressionen überzogen und insgesamt 14 Hausdurchsuchungen in Braunschweig und Hannover durchgeführt.

Wir halten fest: Nach einer versäumten Impfkampagne, dem Scheitern beim Aufbau einer funktionierenden PCR-Test Infrastruktur sowie der fehlenden Verteilung kostenloser FFP2 Masken, leiden vor allem die Arbeiter*innen unter dem staatlichen Versagen in der Pandemie. Tote werden somit billigend inkauf genommen, zum Preis der öknomischen Unversehrtheit des Landes. Das was im staatlichen Handeln angelegt ist, führt die AfD konsequent zu Ende – die endgültige Aufhebung aller Maßnahmen unter dem Deckmantel der Freiheit. Somit wird klar, dass sowohl im staatlichen Krisenmanagement, als auch im Hass auf Linke – Staat und AfD enge Verbündete sind und diese Zustände die autoritäre Zuspitzung kennzeichnen.
Also Anlass genug die autoritäre Formierung zu durchbrechen und die Verhältnisse als solche anzugreifen!

Kommt am 5.3. um 13:30 Uhr zum Steintor und kämpft mit uns gegen diese Verhältnisse und ihre autoritären Auswüchse! Nationalismus ist keine Alternative!❗️

Kritik an Region Hannover wegen Abschiebung nach sechsjährigem Aufenthalt

Mit scharfer Kritik hat der Flüchtlingsrat Niedersachsen auf die Inhaftierung und gestrige Abschiebung des Pakistaners A. durch die Region Hannover reagiert.

Muzaffer Öztürkyilmaz, Referent beim Flüchtlingsrat Niedersachsen

„Herr A. lebt seit 2015 bei uns. Den Behörden war bekannt, dass Herr A. seit einem Jahr in einem Restaurant arbeitet und seinen Lebensunterhalt selbst verdient. Herr A. war auch schon davor berufstätig, allerdings hat die Region Hannover ihm zeitweise verboten, zu arbeiten. Wir fordern die Landesregierung auf, per Erlass dafür zu sorgen, dass Menschen mit mehr als fünfjährigem Aufenthalt nicht mehr aus Niedersachsen abgeschoben werden dürfen.“

Herr A. ist im Jahr 2015 nach Deutschland geflohen. Im Januar 2020 hat Herr A. der Ausländerbehörde eine pakistanische ID-Card vorgelegt, auf deren Grundlage die Behörden die Passerbeschaffung eingeleitet haben, um ihn abzuschieben. Ein im Mai 2021 von Herrn A. gestellter Antrag auf Erteilung einer Beschäftigungsduldung wurde nie beschieden. Am 29.11.21 erhob A. daraufhin eine Untätigkeitsklage beim Verwaltungsgericht, die allerdings keine aufschiebende Wirkung entfaltet. Am 05.01.21 wurde Herr A. auf Antrag der Region Hannover vom Amtsgericht Hannover in Abschiebungshaft genommen. Aus Sicht des Flüchtlingsrats wurde Herr A. durch seine Inhaftierung und anschließende Abschiebung nun dafür bestraft, rechtskonform gehandelt und bei der Indentitätsklärung mitgewirkt zu haben.

Der Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung verspricht Menschen ein „Chancen-Bleiberecht“, wenn sie am 01.01.2022 fünf Jahre im Bundesgebiet aufhältig waren. Das Innenministerium von Rheinland-Pfalz hat den Ausländerbehörden unter Bezugnahme auf dieses – noch nicht gesetzgeberisch umgesetzte – Vorhaben mit Erlass vom 23.12.2021 nahegelegt, Abschiebungen des fraglichen Personenkreises im Hinblick auf das anstehende Gesetzgebungsverfahren „zurückzupriorisieren“, sprich auszusetzen. Der Flüchtlingsrat fordert die Landesregierung auf, diesem Beispiel zu folgen.

Hintergrund

Nachfolgend Infos zur Sammelabschiebung nach Pakistan am 12.01.22 aus Frankfurt am Main von der Aktivistin SAMAR KHAN, Pakistanische Community, HUM HAIN PAKISTAN, Darmstadt – Hessen:

In der heutigen Sammelabschiebung nach Islamabad wurden etwa 45 Pakistanis abgeschoben. Der Flieger startete mit Verspätung um 6h von Frankfurt aus. Wieder waren viele Integrierte im Flieger. Alle hatten positiv in die Zukunft vor allem auf den Koalitionsvertrag gehofft und geblickt. Unseren Verein haben seit letzter Woche viele Anrufe erreicht, vor allem aber wurden die Meisten Pakistanis am gestrigen Dienstag aufgegriffen. Wieder eine bundesweite Abschiebung, aber überwiegend aus Baden Württemberg. Beteiligt waren Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland- Pfalz.

Einer der Abgeschobenen ist Sufyan aus dem Enzkreis. Am 06.01.22 wurde für ihn ein Härtefallantrag gestellt. Im September 2021 hatte er den Antrag auf 25b gestellt und am 08.01.2022 die letzten erforderlichen Unterlagen, wie zB. seinen erfolgreich bestandenen Einbürgerungstest persönlich bei seiner Ausländerbehörde eingeworfen. Sufyan hatte alle Voraussetzungen für einen Aufenthalt erfüllt. Am 11.01.22 um 19h15 wurde er in seinem Betrieb aufgegriffen.

Ein weiterer Abgeschobener berichtete heute, dass er ohne ID Karte oder Pass in Pakistan in keinem Hotel einchecken kann, und dass Deutschland seine Dokumente behalten hat. Er hat niemanden in Pakistan. Vielen Abgeschobenen bereitet es Schwierigkeiten und Probleme, von heute auf morgen aus ihren gewohnten Lebensumfeld gerissen zu werden – nach so vielen mühevollen Jahren in Deutschland.

In der Abschiebehaft Ingelheim befindet sich noch Abdul B. aus Rheinland Pfalz, der seit seiner Festnahme am letzten Donnerstag positiv auf Corona getestet und immer noch in Haft ist statt in häuslicher Genesung! Abdul arbeitet in einer Security Firma und wurde bei der Duldungsverlängerung bei der Ausländerbehörde aufgegriffen.

Von einem weiteren wissen wir, dass er aus der Haft entlassen wurde auf Grund von Operationen.

Uns haben einige auch kontaktiert, die nicht zu Hause waren und somit nicht abgeschoben worden sind. Die Angst unter den Pakistanis ist groß. Pakistan ist die Gruppe, auf der der größte Fokus momentan liegt. Auch bei der letzten Abschiebung im Dezember waren viele Integrierte mit B1 Zertifikat und Einbürgerungstest abgeschoben worden.

Wir sind entsetzt. Aktuell sitzt in der Abschiebehaft HOF ein homosexueller Pakistani. An unserer Seite stehen gute Anwälte, die auch zu Spätstunden für uns erreichbar sind. Auf diesem Wege möchten wir uns auch bei RA ZUBAIR Khan aus Dortmund und RA ZAFER Özkan aus Offenbach für ihren menschlichen Einsatz bedanken.

Leider aber machen die Abschiebemaßnahmen es immer schwieriger, zu unmöglichen und knappen Zeiten noch irgendwie was erreichen zu können, da weder Richter, das RP oder das Ministerium erreichbar sind …  das macht uns wütend.

Für 2022 hoffen wir auf schnelle und bessere Bleiberechte für alle Schützlinge dieser Welt, und dass unser Netzwerk sich weiter erweitert und es mit Euch weiterhin zusammen schafft, bessere Bleibeperspektiven für Schutzsuchende zu ermöglichen.

Bleibt alle gesund und mögen Eure Wünsche in Erfüllung gehen.

(Quelle: Pressemitteilung Flüchtlingsrat Niedersachsen vom 13. Januar 2022)