Tödlicher Polizeieinsatz im Landkreis Stade

Am 3. Oktober in der Nacht war Kamal Ibrahim bei einem Polizeieinsatz in einer Unterkunft für Geflüchtete in Harsefeld (Landkreis Stade) durch Schüsse aus Waffen der Polizeibeamt:innen getötet worden (siehe u.a. auf der Webseite FRN). Damit ist nach Aman Alizada innerhalb von gut zwei Jahren erneut ein als psychisch krank geltender Geflüchteter durch Polizeibemat:innen getötet worden.

Zum Polizeieinsatz, bei dem der sudanesische Geflüchtete Karim Ibrahim starb, berichtete gestern noch einmal die taz (siehe hier).

Vor diesem Hintergrund rufen die ehemaligen Mitbewohner von Kamal Ibrahim zu einer

Kundgebung am kommenden Sonnabend, 23.10., 14.00 Uhr in Stade (Beginn vor dem Rathaus) auf.

Unter dem Motto „Black Lives Still Matter“ fordern sie in einem Aufruf an die Polizei gerichtet auf: „Hört auf, uns zu erschießen! Hört auf uns zu töten!“

Der Flüchtlingsrat unterstützt die geplante Demonstration und fordert eine gründliche Aufklärung sowohl der tödlichen Polizeieinsätze als auch der Rahmenbedingungen im Landkreis Stade, die zu solchen Eskalationen führen konnten. Dass der Polizeieinsatz im August 2019, der zum Tod von Aman Alizada geführt hat, nicht vor Gericht verhandelt wird, ist nicht dazu angetan, bei den Ermittlungsbehörden einen echten Willen zur Aufklärung zu erkennen und das Vertrauen in den Rechtsstaat zu stärken. Es kann auch nicht im Interesse der Polizei sein, wenn nicht alle Umstände solcher tödlichen Einsätze gründlich und in einem öffentlichen Gerichtsverfahren untersucht werden.

Gerechtigkeit für Qosay Sadam Khalaf

Am Samstag, den 12.6.2021 fand in Hannover eine kraftvolle Demo statt, um Gerechtigkeit für Qosay Sadam Khalaf einzufordern! Aus dem Aufruf:“

Qosay Sadam Khalaf starb in der Nacht vom 05. auf den 06. März 2021, nachdem er in Delmenhorst in Polizeigewahrsam genommen wurde. Ausgangspunkt des Ganzen war eine Kontrolle wegen „mutmaßlichem Betäubungsmittelkonsum“. Eine Obduktion von Qosays Körper zeigt Spuren von Gewalteinwirkung: Einblutungen, Wunden und Abschürfungen. Doch der Tod wird von der Polizei nur als „tragischer Unglücksfall“ abgewiesen – wieder mal. Ein kritisches Hinterfragen des Rassismus der Polizei bleibt aus. Qosay war als Jugendlicher vor der Terrormiliz des Islamischen Staat geflohen. Sein Vater hatte ihn aus Südkurdistan nach Europa geschickt. Um dem Völkermord an den Yezid*innen zu entgehen, baute er sich ein neues Leben in Deutschland in der Hoffnung um Sicherheit und Frieden auf. Doch was ist das für eine Sicherheit und was ist das für ein vermeintlicher Frieden in Deutschland, in dem Menschen unerklärt in Polizeigewahrsam sterben, in dem strukturell und institutionell Rassismus besteht, in dem Kritik an der bestehenden Problematik abgewiesen und Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe sterben müssen?

Wir fordern lückenlose Aufklärung! In Deutschland hat es schon mindestens 181 Tote in Polizeigewahrsam gegeben. Rassistische Kontrollen bzw. Racial Profiling ist für viele Menschen in Deutschland Alltag. Gleichzeitig wird die Polizei vom Großteil der Menschen in Schutz mit dem Argument genommen, dass diese für Sicherheit sorgen. Dabei ist diese vermeintliche Sicherheit ein Privileg und keine Normalität.“